Kurs 2.5
Die Erfindung der Alpen

Zur Akademie Waldenburg 2023-2
20.07. - 05.08.2023

Die Alpen liegen ziemlich massiv in der Mitte Europas. Sie teilen die Landschaften, Kulturen und Sprachen des Kontinents in zwei Hälften. Auf ihre Felsen projiziert Europa seit der Aufklärung seine Identität. Künstlerische, philosophische und politische Ideen werden hier geschärft.

Doch das war nicht immer so. In der Frühen Neuzeit galten die Alpen als widerlicher Tummelplatz von Monstern. Wie schaffte es die europäische Geisteswelt des 18. Jahrhunderts, die Alpen zum Inbegriff individueller Auseinandersetzungen mit dem Menschsein an sich und zum Brennpunkt des Erhabenen zu machen? Wie wurden die Alpen im 19. Jahrhundert zum Lieblingsziel von Vergnügungsreisenden, Gesundheitsaposteln mit Wanderschuhen und waghalsigen Abenteurern auf Skiern? Wie schrieben sich Herrscher und Politik von Ludwig II. bis Franz-Josef Strauß die Alpen auf die Fahnen? Warum wurden die Alpen für den deutschen Nationalstaat und das moderne Österreich identitätsstiftend, während zuvor das Heilige Römische Reich und die Donaumonarchie sie links liegen (oder stehen) ließen? Und wer hat unseren heutigen Blick auf schmelzende Gletscher und aussterbende Arten gelenkt und die Alpen zum Mahnmal der Nachhaltigkeit erklärt?

Der Kurs untersucht aus diskurs- und raumtheoretischer Perspektive anhand literarischer, philosophischer und politischer Texte, wie eine vermeintlich eindeutige Gegebenheit immer wieder neu erscheinen kann. Er ist ideengeschichtlich angelegt und fragt, wer was warum und wie hervorhebt.

Analytische Diskussionen werden ergänzt durch praktische und kreative Übungen zu Aufmerksamkeit, kultureller Prägung und Gestaltungsmöglichkeiten.

Ein Kurs mit Höhen und Tiefen? Berge von Arbeit? Wunderbare Aussichten!

(Quelle: Foto von Delicious27 via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Die Kursleitung