Kurs 6.5
Zweitausend Jahre Krise
Geschichten vom Untergang von Kreuzigung bis Mauerfall
Zur Akademie Torgelow 2023-6
20.07.
-
05.08.2023
Corona, Klimawandel, Krieg in Europa – wir scheinen in einer Welt voller Krisen zu leben. Doch Krisen werden unterschiedlich wahrgenommen: Was für die einen eine existenzielle Bedrohung ist, ist für andere schlicht kein Problem. Ereignisse als Krisen zu verstehen, verleiht ihnen einen Sonderstatus: eine Krise ist eben keine herkömmliche Situation unter anderen, sondern etwas Außergewöhnliches, das nach raschen und radikalen Lösungen verlangt.
Krisen ragen so aus ihrem jeweiligen Alltag heraus. Dennoch haben sie eine lange Tradition: angefangen von der Erwartung des apokalyptischen Weltendes im frühen Christentum bis hin zum Zusammenbruch des Ostblocks. Dabei ist „Krise“ kein messbarer Zustand. Stattdessen wird sie konkret erlebt. Sie ist eine Frage der Perspektive.
Dieser Kurs versteht „Krise“ daher vor allem als gesellschaftliche Zuschreibung, um Ausnahmezustände und Situationen einzuordnen, die die gewohnte Ordnung gefährden. Die Grundannahme dabei ist, dass Krisenerzählungen bestimmten Regeln folgen. Diese Regeln sollen freigelegt werden. Dabei stellen sich Fragen wie: Was sind die Voraussetzungen, damit Ereignisse als „Krise“ verstanden werden? Was haben verschiedene Krisen gemeinsam? Kann alles eine „Krise“ sein?
In diesem Kurs geht also darum, Krisen als Narrative in ihrem jeweiligen Kontext zu begreifen und das Konzept, bzw. Genre, „Krise“ zu analysieren. Grundlagen sind sowohl geschichtswissenschaftliche, sozialwissenschaftliche und philosophische Texte sowie Zeitzeugenberichte. Im Voraus arbeiten Teilnehmende selbstständig einen Reader durch, um sich eine gemeinsame Grundlage zu verschaffen, und übernehmen Impulsreferate.
Die Kursleitung

