Kurs 7.4
Schulden
Zwischen Finanzen, Moral und Kultur
Zur Akademie Wittgenstein 2023-7
06.07.
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22.07.2023
Dieser interdisziplinäre Kurs kommt mit Hilfe von Geschichte, Philosophie, Literatur und Finanzwissenschaft dem Konzept von Schulden auf die Spur.
Wenn wir über Kredite sprechen, ist unsere Sprache stark moralisch aufgeladen. Obwohl es sich (formal) um eine einvernehmliche Finanztransaktion handelt, sprechen wir von “Schuld”, demselben Wort, das vor Gericht Straffällige identifiziert. Unsere Intuitionen scheinen, wenn es um Schulden geht, häufig widersprüchlich. Einerseits soll man seine Schulden bezahlen, andererseits wird Geldverleih historisch oft als unmoralisch dargestellt. Dabei sind Schulden omnipräsent: Laut manchen anthropologischen Befunden waren Forderungen die erste Form von Geld. Heute prägen Schulden häufig unser Denken—von Staatsanleihen bis zu der Frage, was wir eigentlich unseren Eltern schulden.
Der Kurs untersucht diese Beziehung zwischen Finanzen, Moral und Macht und beleuchtet sie kritisch anhand einer Auswahl von Denkerinnen und Denkern wie David Graeber oder Veronica Gágo. Nach der Akademie haben die Teilnehmenden ein besseres Verständnis von, unter anderem, folgenden Fragen:
- Sagen die moralischen Wörter im Kreditbereich uns etwas tiefergehendes über die Beziehung zwischen Finanzen und Moral?
- Wie stellt z.B. Shakespeare den Kreditgeber Shylock im Merchant of Venice dar? Wie gehen zeitgenössische Autorinnen und Autoren wie Sharon Dodua Otoo mit unbezahlbaren Schulden um?
- Was ist die Beziehung zwischen Geld und Kredit? Was kam historisch zuerst? Wie denkt eine Bank über Kreditvergabe nach?
- Wessen Schulden sind eigentlich Staatsschulden?
Der Kurs verwendet verschiedene Methoden (Diskussionen, Kurzpräsentationen, Gruppenarbeit). Im Vorfeld gilt es, sich durch Lektüre in das Thema einzuarbeiten. Es gibt sonst keine Voraussetzungen.
Die Kursleitung

