In ferner Zukunft saß Mary in ihrem schwarz-weißen Zimmer und las alle Sachbücher einer vollendeten Naturwissenschaft. Schließlich schien es nichts zu geben, das sie nicht erklären konnte. Doch als sie zum ersten Mal die Tür ihres grauen Zimmers öffnete, sah sie: einen prächtig roten Apfel. Mit den naturwissenschaftlichen Fakten der Farbwahrnehmung war sie vertraut; doch was war dieses Rot-Sein? Sie hatte etwas Neues gelernt!

Hinter dieser Erzählung über Mary verbirgt sich ein für die moderne Philosophie des Geistes wegweisendes Gedankenexperiment: Marys Erstaunen beim Anblick des roten Apfels scheint aufzuzeigen, dass sich Wissen über die subjektive Qualität von Sinneseindrücken (im Fachjargon: „Qualia“) nicht in naturwissenschaftlichem Wissen erschöpft. Bewusstsein, so die These, ist irreduzibel auf physikalische Tatsachen.

Dieser Beweis für den sog. Dualismus von Bewusstsein und Materie ist natürlich kontrovers. Ziel dieses Kurses ist es, philosophische Gedankenexperimente kritisch zu analysieren und zu diskutieren, inwiefern sie geeignete Grundlagen für Beweise bestimmter Thesen in der Philosophie des Geistes bieten.

Im Laufe des Kurses lernen die Teilnehmenden anhand der Lektüre von Aufsätzen verschiedene Gedankenexperimente kennen und ordnen ihre argumentative Tragkraft im philosophischen Diskurs kritisch ein. Dabei schärfen sie in Gruppen und Plenumsdiskussionen ihre Fähigkeit, philosophisch-analytisch zu argumentieren. Die erworbene Kenntnis nutzen sie schlussendlich zur Formulierung eines Essays zu einer eigenen Fragestellung.

Im Vorlauf zur Akademie bereiten die Teilnehmenden die Kursarbeit durch die Lektüre von Fachliteratur und die Anfertigung von Impulsreferaten in Kleingruppen vor.